Werkmeister Gymnasium Neresheim
Werkmeister Gymnasium Neresheim
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Werkmeister Gymnasium Neresheim

Benedikt Maria Werkmeister (1745-1823)

Woher hat unsere Schule ihren Namen?

Benedikt Maria Werkmeister war ein bedeutender Vertreter der katholischen Aufklärung. Seine Tätigkeit an der Neresheimer Klosterschule, seine Aufgaben bei der Neuordnung des Bildungswesens in Württemberg und sein Einsatz für Toleranz und Reform als Hofprediger und Gemeindepfarrer sind auch heute noch vorbildlich.

Geboren wurde Leonhard Werkmeister am 22.10.1745 in Füssen als Sohn eines Metzgermeisters. Nach dem frühen Tod seines Vaters kam er 1757 an die Schule des Klosters Neresheim. 1764 wurde er Novize und legte ein Jahr darauf die Ordensgelübde ab. Abt Benedikt Maria Angehrn verlieh ihm seinen Ordensnamen „Benedikt Maria“. Seinen Eintritt ins Kloster begründete er später damit, dass er ein Kind armer Eltern gewesen sei und es ihm an einflussreichen Förderern gefehlt habe. So habe er sich nirgendwo sonst den Wissenschaften „mit so vieler Muße und mit so vielen Hülfsmitteln würde widmen können als in einer vermöglichen Abtey.“ Zum Studium durfte er nach Benediktbeuern. Werkmeister lobte später die Toleranz seiner Lehrer, die sogar Schriften evangelischer Theologen benutzt hätten.

Nach seiner Priesterweihe 1769 war er in Neresheim als Novizenmeister für die Ausbildung des Klosternachwuchses zuständig. Werkmeister unterrichtete an der Klosterschule Philosophie, wozu neben Logik, Metaphysik und „Vernunftmoral“ auch Mathematik und Physik gehörten.Von 1772-84 lehrte Werkmeister zeitweilig im Auftrag Abt Angehrns als Professor am fürstbischöflichen Lyceum in Freising. Dazwischen wirkte er im Kloster Neresheim als Studiendirektor, Archivar, Bibliothekar und Sekretär des Abtes. Das Neresheimer Schulwesen galt damals als vorbildlich. Neresheimer Patres – darunter Beda Pracher und Karl Nack, Schüler Werkmeisters – reformierten die Schulen  in Sankt Gallen, Württemberg und im Bistum Augsburg. Die praxisnahe Auffassung von Bildung an der Klosterschule kann man heute noch an den zahlreichen technischen Modellen im Klostermuseum sehen. Auch Werkmeister besichtigte auf Lehrgängen mit seinen Schülern z.B. die Mahlwerke einer Mühle. Wie viele Denker seiner Zeit war Werkmeister ein Anhänger der „Aufklärung“, einer Geistesbewegung, die Werte wie „Vernunft“, „Toleranz“, „Bildung“, „Gedankenfreiheit“ und „Menschenrechte“ dem „Aberglauben“ des „finsteren Mittelalters“ entgegensetzte. Werkmeister war Mitglied des der Freimaurerei nahestehenden Illuminatenordens, der sich die Verbreitung der Aufklärung zur Aufgabe gemacht hatte. Andere bekannte Mitglieder waren z.B. Herder, Goethe und der Freiherr von Knigge. Diese Ideen führten auch zu Konflikten mit dem Abt und Reichsprälaten Angehrn, sei es wegen Werkmeisters Lektüreauswahl für die Novizen, sei es wegen der absolutistischen Amtsführung des Abtes. Nach der sogenannten „Klosterrevolte“ von 1777 verlor Werkmeister kurzfristig alle Ämter und wurde auf dem Dachboden des Klosters eingesperrt.

1784 sandte ihn der Abt als Hofprediger zu Herzog Carl Eugen von Württemberg nach Stuttgart. Obwohl Württemberg ein evangelisches Territorium war, war der Herzog Katholik. Werkmeister sprach sich in seinen Predigten für Toleranz gegenüber Juden und gegen eine gewaltsame Christianisierung der Ureinwohner Amerikas aus und forderte einen offenen Umgang mit Kritikern innerhalb der Kirche. Den Herzog ermahnte er, dass er seine Macht erhalten habe, um Volk und Land zu dienen. Eine wichtige Neuerung war die Feier des Gottesdienstes in deutscher Sprache – 170 Jahre vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Sein bedeutendstes Buch erschien im Jahre 1792 unter dem bezeichnenden Pseudonym und Titel „Thomas Freikirch oder freimütige Untersuchungen über die Unfehlbarkeit der katholischen Kirche“. Im Gegensatz zu anderen Aufklärern des Hofpredigerkollegiums ging Werkmeister bei Ausbruch der Revolution jedoch nicht nach Frankreich. Vielmehr bat er den neuen Abt von Neresheim, Michael Dobler, um Aufnahme geflohener Adliger – was der Abt aus Furcht vor den Revolutionstruppen ablehnte. Werkmeister war Reformer, nicht Revolutionär.

Nach Carl Eugens Tod und dem blutigen Höhepunkt der Französischen Revolution fiel Werkmeister als Aufklärer dennoch in Ungnade. Er wurde 1796 Pfarrer in Steinbach und widmet sich dort vor allem dem Schul- und Gesundheitswesen. Außerdem verfasste er ein deutschsprachiges Gesangbuch. Die Sonntagsvesper hielt er statt in lateinischer in deutscher Sprache. Gebräuche, die ihm veraltet schienen, schaffte er – ganz im Sinne des damaligen Zeitgeistes – ab.

In der Zeit der napoleonischen Siegeszüge erkannten auch die deutschen Fürsten die Notwendigkeit von Reformen im Geiste der Aufklärung, um mit Frankreich mithalten zu können. Württemberg war zudem zum Königreich aufgestiegen und hatte große, vor allem katholische Gebiete gewonnen. Werkmeister wurde geistlicher Rat in Stuttgart. Der katholische Geistliche Rat sollte im Auftrag der Regierung die katholische Kirche Württembergs neu organisieren. Werkmeister war besonders für Reform und Aufsicht über die katholischen Schulen zuständig. Das gesamte Bildungswesen unterstand damals den Kirchen. Er erarbeitete eine  Schulordnung für die katholischen Schulen, schuf neue Schulbezirke und verfasste mehrere Schriften über das Schulwesen. Auch musste im neuen Königreich die Ausbildung katholischer Geistlicher und die Errichtung eines neuen Bistums organisiert werden. Werkmeister gehörte zu den Gründern der katholischen Universität Ellwangen (1817 katholische Fakultät der Universität Tübingen) und wirkte an der Entstehung des Bistums Rottenburg mit. Bei der ersten Bischofswahl erhielt er 1822 das drittbeste Ergebnis. Werkmeister erkannte, dass die gesellschaftlichen Umwälzungen seiner Zeit neue Antworten der Kirche auf die Nöte der Menschen erforderten: Wie sollte man nach Einführung der Ehescheidung mit den Betroffenen umgehen, wie mit den zu erwartenden Mischehen von Katholiken und Protestanten? Würde eine Aufhebung des Zölibats nicht den Ortsgeistlichen mehr Verständnis für ihre Gemeindemitglieder ermöglichen? Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen war er seit 1810 „Ritter der Württembergischen Krone“. 1815 verfasste er seine Erinnerungen, die 1830 veröffentlicht wurden. Werkmeister starb 1823 in Stuttgart.

Bernhard Schreiner


Literaturliste:

Aumer OSB, Wolfgang, Die Abtei Neresheim in Geschichte und Gegenwart, in: Neresheim. Die Härtsfeldstadt, hrsg. v. Bürgermeister Gerd Dannenmann und der Stadt Neresheim, Neresheim 2000 S. 202-216.

Bayrle-Sick, Norbert, Katholische Aufklärung als staatsbürgerliche Erziehung. Leben und Werk des Volkserziehers Karl Aloys Nack OSB von Neresheim 1751-1828. Mit einer Rei¬henuntersuchung katechetischer Schriften 1668-1837, Innaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde eines Doktors der Philosophie der Philosophischen Fakultät I der Universität Augsburg, Augsburg 1994.

Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE)
, hrsg. v. Walther Killy und Rudolf Vierhaus, Artikel „Nack“, Bd. 7, München 1998 S. 328; Artikel „Werkmeister“, Bd. 10, München 1999 S. 442.

Maier, Konstantin, Mönch ohne Zukunft – Flucht in die Welt. Benedikt Maria (Leonhard) Werk¬meister (1745-1823) in: Fortschrittsglaube und Zukunftspessimismus, hrsg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Verbindung mit der Landeshauptstadt Stuttgart (Stuttgar¬ter Symposion Bd. 8), Tübingen 2000 S. 10-24.

Weissenberger OSB, Paulus, Die Abtei Neresheim und ihre Beziehungen zum Normalschul¬wesen im St. Galler Land zu Ende des 18. Jh., in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchenge¬schichte Jg. 57, 1963 S. 143-302.

Wolff, Norbert, Zwei Studenten des ehemaligen Klosters Benediktbeuern als Reformer im katholi¬schen Württemberg. Benedikt Maria v. Werkmeister (1745-1823) und Joseph v. Mets (1758-1819), http://home.t-online.de/home/nwolff.sdb/Werk~1.htm.